Transportbarometer: Historischer Schlussspurt im 4. Quartal
„Goldener Herbst“ weniger golden als erwartet
Erkrath, 22.12.2015 – Schwächelnde Wirtschaftsdaten in Europa, Flüchtlingskrise, pessimistische Verlader – das Konjunkturklima hat sich zum Jahresende deutlich abgekühlt und das wirkte sich auch auf das TimoCom Transportbarometer aus. Das Fracht- zu Laderaumverhältnis lag im 4. Quartal 2015 bei 46:54 und blieb damit weit hinter den Erwartungen zurück. Dabei begann das Schlussquartal durchaus positiv.
Im Oktober konnte der europäische Transportmarkt den Schwung aus dem Sommer noch mitnehmen. Mit einem Verhältnis von Fracht zu Laderaum von 49:51 lag der Monat leicht über dem Vergleichswert des Vorjahres (48:52 in 2014). Besonders auffällig: Der „normale“ Rückgang des Frachtaufkommens zwischen September und Oktober fiel in diesem Jahr bei weitem nicht so stark aus wie in den Jahren zuvor. In 2013 und 2014 fiel der Frachtanteil in diesem Zeitraum jeweils um fünf Prozentpunkte ab; 2015 waren es nur drei Prozentpunkte.
Die Quartalsmitte verhagelt die Bilanz
Im November ging es mit dem Frachtaufkommen aber richtig bergab. Um ganze elf Prozentpunkte rutschte der Frachtanteil im Transportmarkt in Europa ab – der stärkste Einbruch zwischen zwei Monaten seit 2011. Ende November lag das Fracht- zu Laderaumverhältnis bei 38:62. Im letzten Quartalsbericht hatte TimoComs Chief Representative Marcel Frings den November als besonders frachtenreich eingeschätzt und Werte über 50% Frachtanteil prognostiziert: „Tatsächlich ist das genaue Gegenteil eingetreten. Das zeigt zum einen, dass ich eine mögliche Karriere als Hellseher oder ‚Orakel von Erkrath‘ niemals anstreben sollte“, schmunzelt Frings, „zum anderen beweist es aber auch wieder einmal, wie dynamisch die Transport- und Logistikbranche wirklich ist.“
Entwicklung so nicht vorhersehbar
Dabei war die Grundlage für seine positive Einschätzung weniger die Glaskugel, sondern harte Fakten. Schaut man sich die historischen Daten für die beiden Schlussquartale an, so waren die Vorgaben im 3. Quartal exakt so, dass man einen Fracht-Aufschwung für November erwarten durfte.
Doch in diesem Jahr sind Kunden, Produzenten und Transportdienstleister etwas später dran mit dem Weihnachtsgeschäft. Diese Verzögerung wirkte sich wiederum positiv auf das Ergebnis im Dezember aus. Denn im Schlussmonat holte das Transportbarometer nochmal alles aus sich heraus und stieg beim Frachtanteil um unglaubliche 13 Prozentpunkte. Einen derartigen Schlussspurt hat es seit Beginn der Datenerhebungen für das Transportbarometer noch nicht gegeben. Dank dieser Kraftanstrengung schließt der Monat Dezember mit einem leichten Frachtüberhang (51:49).
2016: Stabilisierung in Sicht
In der Endabrechnung liegt das komplette Jahr 2015 mit einem Fracht- zu Laderaumverhältnis von 47:53 zwei Prozentpunkte über dem Vorjahr (45:55). In sämtlichen Quartalsabrechnungen lag dabei der Anteil der Fracht über dem Vergleichswert des Vorjahres. Die Aussichten sind verhalten positiv. „Ganz ohne hellseherische Fähigkeiten ist 2016 zum jetzigen Zeitpunkt schwer zu beurteilen. Der Umgang mit den Terroranschlägen und der insgesamt erhöhten Terrorgefahr, den steigenden Sicherheitskontrollen und die Auseinandersetzung mit der Flüchtlingsthematik – all das sind Punkte, die direkten Einfluss auf die Wirtschaft Europas haben“, so Frings. „Unabhängig davon gibt es aber einige positive Signale für 2016. Spanien und Irland beispielsweise scheinen aus der Finanzkrise nicht nur mit höherem, sondern auch qualitativ besserem Wachstum hervorzugehen. Als zentrale Stütze dürfte sich der Konsum erweisen, dem neben steigender Beschäftigung auch höhere Löhne zugutekommen. In einer so heterogenen Region wie Europa wird sich diese positive Wirkung natürlich nicht überall gleich stark bemerkbar machen. Aber dennoch stark genug, dass die Wachstumszahlen insgesamt eher eine positive Stabilisierung als einen dauerhaften Abschwung aufzeigen werden.“