Mauterhöhung 2023
Was bedeutet die CO₂-Maut für Logistikbranche und Konsumenten?
Die Änderung der Maut und die damit verbundene Mauterhöhung für den 01. Dezember 2023 steht fest. Dabei sieht der Gesetzentwurf der Bundesregierung zur Änderung der mautrechtlichen Vorschriften eine Erweiterung der bisherigen LKW-Maut um eine CO₂-Komponente vor. So wird für die Maut die CO₂-Emissionsklasse als neues Tarifmerkmal eingeführt.
Ziel der Bundesregierung sei es, einen „starken Anreiz für die Branche“ zu schaffen, „auf klimafreundliche Fahrzeuge umzusteigen“, so Bundesverkehrsminister Volker Wissing. Dies sei notwendig, um die Klimaschutzziele zu erreichen. Einnahmen sollen in Schiene und Straße investiert werden: Die Hälfte der Mehreinnahmen, die durch die Einführung der CO₂-Maut zur Verfügung steht, soll zur Stärkung im Bereich des Schienennetzes verwendet werden. Der andere Teil soll weiterhin in die Verkehrsinfrastruktur der Bundesfernstraßen fließen.
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Die Mauterhöhung 2023 und ihre belastenden Auswirkungen
Doch was genau bedeutet die Mauterhöhung und welche belastenden Herausforderungen kommen auf die Logistikbranche zu? Die LKW-Maut bedeutet vor allem eines: höhere Kosten! 200 Euro pro CO₂-Tonne, um genau zu sein. In keinem anderen Land auf der Welt ist der Satz derzeit höher. Mit Blick auf diese Erhöhung der Gebühren wird prognostiziert, dass Frachtführer zukünftig allein für 100.000 km pro 18 t LKW mit bis zu 15.800 € mehr belastet werden. In der Theorie sollen sich diese enormen Zusatzkosten durch einen Umstieg auf Null-Emission-LKW vermeiden lassen. Diese bleiben bis Ende 2025 von der Maut befreit.
Die Realität zeigt jedoch, dass solche LKW noch lange nicht in ausreichender Anzahl verfügbar sein werden. So liegt der Anteil von mittleren und schweren LKW mit Batterie-elektrischem Antrieb, Brennstoffzellen und Plug-in-Hybrid unter 1 Prozent des Gesamt-LKW-Bestands (Quelle: NOW GmbH, April 2023). Hinzu kommt, dass der Kostenumfang für LKW mit alternativen Antrieben häufig wesentlich höher ist als für einen Diesel-LKW – manchmal bis zu fünfmal so viel. Und auch die Ladeinfrastruktur ist bislang noch nicht in ausreichendem Umfang gegeben. Prognosen zufolge, wird es noch einige Jahre dauern, bis sich an diesem Zustand etwas ändern wird.
LKW-Maut bringt weiteren Kostenblock für die Branche
Mit der CO₂-Maut kommt auf die Branche ein erheblicher, zusätzlicher Kostenblock zu, der belastende Auswirkungen mit sich bringt. Denn mit dem erhöhten Mautsatz werden sich die bisherigen Gebühren nahezu verdoppeln:
Blickt man beispielsweise auf eine Tour von Hamburg nach Stuttgart sind es derzeit im Durchschnitt 133 €, die an Mautgebühr anfallen. Künftig werden sich die Mautgebühren für diese Fernverkehrstour von circa 700 Autobahnkilometern auf schätzungsweise 243,50 € erhöhen (Quelle: DSLV, November 2023). Insgesamt bedeutet dies: Transporte werden deutlich teurer. Besonders bei Transporten, die durch voluminöse und/oder schwere Güter mit einem vergleichsweise geringen Warenwert geprägt sind, werden die höheren Logistikkosten schnell ins Gewicht fallen und sich unweigerlich auch auf die Preise für die Endverbraucher auswirken. Denn bereits heute arbeitet die Branche mit niedrigen Gewinnmargen. Stimmen aus der Getränkebranche weisen schon jetzt darauf hin, dass mit dem zusätzlichen CO₂-Aufschlag zur eigentlichen Mautgebühr der Preis für einen Kasten Wasser je nach Hersteller um bis zu 50 Cent steigen wird. Im Umkehrschluss führt dies dazu, dass bei gleichzeitigem Anstieg der Preise für weitere Konsumgüter für die Verbraucher eine enorme finanzielle Mehrbelastung entsteht, die alle Beteiligten erst einmal aufbringen müssen. Denn, stellt man sich die Frage, welche Ware während ihrer Herstellung bis hin zum Verkauf nicht transportiert wird, kommt man schnell zu dem Schluss: Es wird wohl nicht allein bei dem Preisanstieg für Lebensmittel bleiben. Und das zu einer Zeit, in der die Verbraucher bereits durch eine starke Inflation belastet sind.
Leerfahrten fallen stärker ins Gewicht
In einer Vielzahl an Gesprächen kristallisierte sich zudem heraus, dass die Bedeutung von Leerkilometern in Zukunft noch stärker in den Fokus aller Beteiligten rücken wird. Eine leere Fahrt war schon immer unrentabel, doch durch die erhöhte Mautgebühr werden sie langfristig eine noch bedeutendere Rolle spielen. So ist dieser zusätzliche Kosteneffekt nicht neu, trägt jedoch dazu bei, die bereits angespannte Situation in der Branche noch zu verschärfen. Dabei sind sich Experten einig darin, dass Leerfahrten aufgrund von asymmetrischen Warenströmen durch die Mauterhöhung eine noch größere Relevanz erhalten und viele Transportdienstleister an ihre Rationalisierungsgrenzen bringen werden.
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Der wachsende Kostendruck und der anhaltende Personalmangel vereinen die Branche