Logistikwissen 05.12.2023
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Kostenkarussell Maut: Steigende finanzielle Belastungen auch für Verbraucher

Mehr als eine Erhöhung

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Transportkosten werden sich um bis zu 12 % erhöhen – dies wirkt sich unmittelbar auf die Verbraucherpreise aus und lässt die Inflation erneut steigen!

Die Inflation scheint im Griff zu sein. Steuererhöhungen wurden kategorisch ausgeschlossen. Jetzt kommt sie doch – durch die Hintertür. So trat Anfang Dezember die Erhöhung der LKW-Maut in Deutschland in Kraft, was einer nahezu Verdopplung der bisherigen Mautgebühren entspricht. Eine derartige Anpassung hat es in der Geschichte der LKW-Maut noch nie gegeben! Allein für einen EURO 6 LKW ab 18 Tonnen, die zusammen mit den EURO 5 Fahrzeugen derzeit den größten Anteil auf deutschen Straßen ausmachen, kommen mit dem zusätzlichen CO2-Aufschlag beachtliche Zusatzkosten von mehr als 50 % pro Kilometer hinzu. 

Mauterhöhung sorgt für massiven Kostendruck und anhaltende Besorgnis

Ständig neue politische Vorgaben und zusätzliche bürokratische Aufgaben stellen die Branche bereits vor enorme Herausforderungen: der technologische Wandel, das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) und auch der anhaltende Fachkräftemangel. Nun kommt eine weitere nahezu unüberwindliche Hürde hinzu: der CO2-Aufschlag zur bisherigen Mautgebühr. Schon jetzt machen die Mautkosten 10 % der Transportkosten aus, die sich zusammensetzen aus den permanent steigenden Ausgaben für Personal, variable und fixe Fahrzeugkosten sowie Verwaltungskosten. Steigen mit dem CO2-Aufschlag nun die Mautkosten für einen Transport beispielsweise um 50 %, führt dies automatisch zu höheren Transportkosten. Für einen Spediteur mit 50 LKW steigen die Kosten für Maut pro Monat zum Beispiel von 100.000 Euro auf satte 180.000 Euro. Drastische Mehrkosten, die sich für den Bund auf insgesamt über 7 Milliarden Euro pro Jahr an Mehreinnahmen aufsummieren und alle Beteiligten im Transportsektor erst einmal aufbringen müssen. Und das ist längst noch nicht alles. Ein Blick entlang der Supply Chain zeigt, dass dies keineswegs das Ende der gravierenden Kostenspirale ist: Hohe Ausgaben für Energie- und Wartungskosten, die in den kommenden Monaten weiter steigen werden, verschärfen die angespannte Lage. Zudem wird der Diesel-Preis durch die CO2-Besteuerung zu Beginn 2024 deutlich teurer. Und auch der akute Mangel an LKW-Fahrern, von denen bereits heute bundesweit 90.000 fehlen, wird sich vorerst nicht entspannen, sondern die Situation weiterhin schwer belasten. 

Mit Blick auf diese enormen Zusatzkosten ist zu erwarten, dass diese Mehrbelastungen die Transportkosten in Zukunft insgesamt um bis zu 12 % erhöhen werden – und das auf Dauer! Eine besorgniserregende Entwicklung, die in der gesamten Branche für Unruhe sorgt.

Wachsender Kostendruck und steigende finanzielle Last

Um die steigenden Kosten an den Markt weiterzugeben, haben die Betroffenen derzeit alle Hände voll zu tun, mit den Kunden neue Tarife und Verträge zu vereinbaren. Denn die höheren Mautgebühren stellen eine Kostenerhöhung dar, die weder Auftraggeber noch Auftragnehmer selbst komplett übernehmen können. Und dies nicht nur in Bezug auf die Transporte, sondern auch mit Blick auf das Thema Leerkilometer, die zukünftig noch stärker ins Gewicht fallen werden. Dadurch, dass Preiserhöhungen in der Regel schwer durchzusetzen sind, bestimmen derzeit vor allem intensive Gespräche zwischen Dienstleistern, Industrie und Handel das alltägliche Geschehen aller Beteiligten – denn von wem werden die anfallenden Kosten getragen? Es ist nicht absehbar, dass die Transportdienstleister in der Lage sein werden, 100 % der Mehrbelastung weiterzureichen. 

Fakt ist, dass auch die Industrie- und Handelsunternehmen ihre deutlich höheren Mautkosten zwangsläufig über die verschiedenen Stufen an den (End-)Konsumenten weitergeben und auf die Preise ihrer Produkte aufschlagen werden, um international wettbewerbsfähig bleiben zu können. Werden die zusätzlichen Kosten durchgereicht, trifft es die Endverbraucher mit enormen Preiserhöhungen spürbar. Dies betrifft nur einen geringen Teil der Güter? Wohl kaum! Denn welche Ware wird während ihrer Herstellung bis hin zum Verkauf nicht transportiert? Über 80 % aller Güter in Deutschland werden mit dem LKW transportiert, sodass nahezu alle Waren, z. B. Lebensmittel, Möbel, Bekleidung und auch Dienstleistungen schlichtweg um mehrere Prozent teurer werden. 

Die Mautanpassung stellt neben der bereits hohen Inflation und der schwierigen wirtschaftlichen Situation nichts weiter als einen zusätzlichen Kostenfaktor dar. Denn Speditionen verfügen derzeit über kaum eine Möglichkeit, diesem Kostendruck auszuweichen: weder durch den Einsatz mautbefreiter Fahrzeuge mit alternativen Antrieben noch durch die Verlagerung auf die Schiene. LKW-Transporte mit vorhandener Technik werden also weiterhin dringend benötigt und stattfinden. Und das, auch zu erhöhten Kosten.

Häufige Fragen zum Tarifmerkmal CO₂-Emissionsklasse, den CO₂-Emissionsklassenfinder, eine Übersicht über die neuen Tarife und viele weitere nützliche Infos finden Sie auf der Website von Toll Collect

Wirtschaftliches Desaster: Zukunft der Branche ungewiss

Die Logistikbranche, die schon unter einem massiven Kostendruck ächzt, sieht sich erneut mit belastenden Auswirkungen konfrontiert. Denn selbst wenn die höheren Mautgebühren vollständig an den Verbraucher weitergegeben werden – wer übernimmt die Kosten im Zuge steigender Personal- und Verbraucherkosten sowie Lohnforderungen? Es entsteht ein Kreislauf finanzieller Belastungen und der wachsende Druck auf die Unternehmen wird dazu führen, diese höheren Kosten durch die Reduzierung ihrer eigenen Gewinnmarge auszugleichen. So droht ein Dominoeffekt: Denn sollten aufgrund der Zusatzkosten weitere Transportunternehmen vom Markt verschwinden, nimmt auch der Anteil an ohnehin schon knappen Transportkapazitäten ab. Dies führt wiederum zu der drastischen Konsequenz, dass die Transportpreise langfristig weiter ansteigen. Die Prognose für die Zukunft? Ein düsteres Fragezeichen! Inwieweit sich das Ganze langfristig entwickelt, wird sich erst mit der Zeit zeigen. Doch schon heute steht fest: Das Marktgeschehen wird sich gravierend verändern. Die Transportbranche wird benötigt und weiterhin systemrelevant bleiben – daher sollte sie eigentlich nachhaltige Lösungen zur Verfügung gestellt bekommen als sie wieder einmal mehr zu belasten. Um es noch einmal deutlich zu machen: Jeder einzelne Transport auf der Straße sichert jeden Tag aufs Neue die Versorgung der Bevölkerung und Wirtschaft und wird dringend benötigt.

 

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Samira Gryzia

Marketing Communications Manager

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