Arbeit in der Logistik – Disponenten
Ausbildung, Gehalt und Zukunft
Wir stellen den Beruf des Disponenten vor, überprüfen ihn auf Zukunftsfähigkeit und erörtern, welche Bedeutung Fachkräftemangel, Corona und die Digitalisierung für diesen Beruf haben.
In unserer TIMOCOM Blog-Serie werfen wir einen Blick auf die Arbeit in der Transport- und Logistikbranche und behandeln aktuelle Trends sowie Entwicklungen. Zuvor sind wir der Frage nachgegangen, warum es in Deutschland an LKW-Fahrern mangelt. Im zweiten Artikel dieser Reihe werfen wir einen Blick auf eines der häufigsten Arbeitsgebiete für Spediteure und Logistiker.
Wieviel verdienen Disponenten?
Wie viele Arbeitsstunden haben Disponenten?
Wie wird man Disponent der Logistik?
Welche Rolle spielt die Digitalisierung für Disponenten?
Welchen Einfluss hat Corona auf eine mögliche Ausbildung?
Es mangelt an LKW-Fahrern, das ist bekannt. Im Logistiksektor macht sich auch ein anderes Problem breit: der Mangel an Disponenten laut „Logistikbarometer“ des Beratungshauses SCI. In der Umfrage gaben 44% der befragten Unternehmen an, dass Personal für die Disposition fehle.
Laut „Marktbeobachtung Güterverkehr“ des Bundesamtes für Güterverkehr (BAG) arbeiten mehr als 150.000 Beschäftigte in der Disposition. Dennoch gibt es einen Fachkräftemangel. Die Anzahl an offenen Stellen in Deutschland übersteigt die Zahl der Bewerber seit 2017. Grund genug, um sich Ausbildung, Gehalt und die Zukunft von Disponenten einmal genauer anzuschauen.
Was machen Disponenten?
Planung und Organisation sind notwendig, damit Kunden Waren pünktlich und in einwandfreiem Zustand erhalten bei gleichzeitig optimaler Auslastung der LKW-Flotte. Deshalb zählen die Koordination des Fuhrparks sowie die Erstellung, Verwaltung und Überwachung von Transportaufträgen zu den Aufgaben. Zur Disposition gehört außerdem die Tourenplanung und dazu passend die Zuteilung der Fahrer unter Einhaltung der gesetzlichen Regelungen und Lenkzeiten.
Ohne sie würde der deutsche Güterverkehr stillstehen – egal, ob auf der Schiene, der Straße oder auf dem Wasserweg. Je nach Hafennähe koordiniert ein Disponent beispielsweise auch Containerfracht und somit kombinierten Verkehr. Disponenten sind Ansprechpartner für alle logistischen Koordinierungsaufgaben und dürfen sich daher über ein breites Aufgabenspektrum freuen.
Wieviel verdienen Disponenten?
Das Hamburger Abendblatt veröffentlichte 2018 Gehaltszahlen. Im Durchschnitt verdienen Disponenten ungefähr 30.000 Euro brutto jährlich. Je größer das Unternehmen und je mehr Jahre Berufserfahrung man vorweisen kann, desto höher das Einkommen. Seit 2012 sind die Löhne kontinuierlich gestiegen.
Wo arbeiten Disponenten?
Je nach Unternehmensgröße und Abteilung fallen Tätigkeiten und Aufgabenschwerpunkte für Disponenten unterschiedlich aus. Bei Speditionen und Logistikunternehmen ist das häufigste Einsatzgebiet die Waren- und Lagerwirtschaft. Der typische Arbeitsplatz ist also nahe der Lager- und Warenumschlagsorte oder klassisch im Büro.
Wie viele Arbeitsstunden haben Disponenten?
Als Kaufleute arbeiten sie überwiegend zu regulären Büroarbeitszeiten. Je nach Auftrag oder Unternehmen kann unter Umständen Wochenend- oder Feiertagsarbeit dazu gehören. Der überwiegende Großteil der Kaufleute für Spedition und Logistikdienstleistungen arbeitet mehr als 40 Stunden pro Woche.
Treten allerdings ungeplante Ereignisse auf, kann Mehrarbeit anfallen. Dies kann vorkommen, wenn sich ein LKW-Fahrer mit Problemen in der Zentrale meldet. Wurde dieser zum Beispiel von der Polizei angehalten und routinemäßig kontrolliert, kommt es zu Verzögerungen im Betriebsablauf. Der Disponent ist verantwortlich für die Flotte und das rechtzeitige Eintreffen der Ware beim Kunden. Seine Aufgabe ist es auch den Kunden zu informieren, wenn sich die erwartete Ankunftszeit seiner Ware nach hinten verschiebt und, wenn nötig, die Fahrt umzudisponieren.
Wie wird man Disponent in der Logistik?
Grundlage für diesen Beruf ist die Ausbildung zum Kaufmann oder zur Kauffrau für Spedition und Logistikdienstleistungen. Die Arbeit in der Disposition kann dann als Aufgabenschwerpunkt gewählt werden. Die Ausbildungsdauer beträgt regulär drei Jahre.
Eine Ausbildung für diesen kaufmännischen Bereich lohnt sich, denn trotz stetig steigender Beschäftigtenzahlen herrscht Fachkräftemangel in der Disposition. Mehr als 15.000 neue Ausbildungsverhältnisse wurden 2019 abgeschlossen. Die Übernahmechancen sind sehr gut und die monatliche Ausbildungsvergütung liegt im bundesdeutschen Durchschnitt. Je nach Region und Größe des Unternehmens liegt das Gehalt für angehende Kaufleute für Spedition und Logistikdienstleistungen im ersten Ausbildungsjahr etwa bei 700 Euro brutto im Monat. In der weiteren Zeit steigt der Lohn um etwa 100 Euro pro Ausbildungsjahr.
Der Frauenanteil liegt bei den Speditionskaufleuten mit rund 36,5 Prozent unter dem bundesweiten Durchschnitt. Der Anteil der weiblichen Auszubildenden entwickelt sich sogar tendenziell rückläufig. Eine Möglichkeit dem Fachkräftemangel zu begegnen, wäre Mädchen und junge Frauen für das Transportwesen zu begeistern und aktiv auf sie zuzugehen als zukünftige Auszubildende.
Ein Einstieg in diese kaufmännische Ausbildung ist theoretisch mit jedem Schulabschluss – oder sogar ohne – möglich. Mehr als 20.000 Beschäftigte arbeiten in dem Beruf ohne beruflichen Abschluss und weitere 12.000 haben eine andere Ausbildung gemacht. Dies zeigt, dass Quereinsteiger in der Logistik eine Chance haben. Bewerber mit Realschulabschluss oder Hoch-/Fachhochschulreife werden bei vielen Unternehmen bevorzugt.
Welche Rolle spielt die Digitalisierung für Disponenten?
Laut der „Marktbeobachtung Güterverkehr“ des BAG wird die Digitalisierung perspektivisch zu einer Veränderung im kaufmännischen Bereich führen. Das Aufgabenspektrum wird sich verschieben, sodass anspruchsvollere, komplexere Logistikdienstleistungen einen stärkeren Aspekt im Arbeitsalltag einnehmen werden. 67 Prozent der befragten Unternehmen der BAG-Studie gaben an, ihre Mitarbeiter grundsätzlich in ihrer beruflichen Entwicklung zu fördern. Daher werden am häufigsten IT-Kenntnisse nachgeschult, was zeigt, dass sich die Branche für die Zukunft gut aufstellt.
Neben Aufstiegschancen im Unternehmen selbst, gibt es viele Weiterbildungsmöglichkeiten. Beispiele hierfür sind die Prüfung zum/-r Fachwirt/in für Güterverkehr und Logistik oder für Logistiksysteme, eine Weiterbildung zum/-r Verkehrsbetriebswirt/in, ein Abschluss als staatlich geprüfte/-r Betriebswirt/-in oder ein Hochschulstudium in den Bereichen Spedition, Transport, Logistik oder Supply-Chain-Management.
Welchen Einfluss hat Corona auf eine mögliche Ausbildung?
Lockdown und Grenzschließungen hatten einen starken Einfluss auf die gesamte europäische Wirtschaft. Doch die Logistik und ihre Kundenbranchen erholen sich langsam. Das BAG veröffentlicht wöchentlich Berichte zu den Auswirkungen der Coronakrise auf den deutschen Güterverkehrsmarkt. Im letzten Bericht vom 17.08.2020 gaben die befragten Unternehmen an, dass sie eine tendenzielle Verbesserung der Auftragslage sehen.
Zusätzlich hat die Bundesregierung mit ihrem Programm "Ausbildungsplätze sichern" rund 500 Millionen Euro für kleine und mittlere Unternehmen für 2020 und 2021 bereitgestellt. Ziel ist es, Betrieben wirtschaftliche Hilfen anzubieten, damit diese Auszubildende zum Abschluss bringen oder neue Ausbildungsplätze anbieten. Unternehmen können bis zu 3.000 Euro staatliche Stütze erhalten, wenn sie einen neuen Azubi einstellen.
Mit Hinblick auch auf eine wirtschaftliche Verbesserung, ist die Lage für eine Ausbildung in der Logistik insgesamt den Umständen entsprechend gut.
Die Arbeit als Disponent ist für jeden geeignet, der ein Talent für Planung und Organisation hat. Wer das mitbringt, wird einen abwechslungsreichen Beruf finden mit einer soliden Bezahlung, in dem es viele verschiedene Aufgabenschwerpunkte gibt. Die Logistik ist zusammen mit dem Transportwesen ein Sektor, der sprichwörtlich in Bewegung ist. Die digitale Transformation wird auch die Arbeit von Disponenten beeinflussen, sie aber nicht überflüssig machen. Von daher ist der Beruf des Kaufmanns / der Kauffrau für Spedition und Logistikdienstleistungen ein Beruf mit Zukunft.
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