Resilienz versus Effizienz: Stabilität durch flexible Supply Chains
Klimawandel, Konflikte, Ressourcenverknappung sowie Veränderungen von Konsumgewohnheiten wirken als Risiken auf die heutigen Supply Chains ein. Um resiliente Lieferketten zu gestalten, sind eine genaue Analyse der Ursachen sowie gezielte Eingriffe erforderlich.
Die eigene Organisationsstruktur erkennen
Die heutige Unternehmensumwelt verändert sich in vielen Bereichen permanent, häufig ist sie unsicher und instabil. Die aktuell als richtig und passend angesehene Organisationsstruktur kann morgen schon die falsche und unpassende sein. Um die eigene Resilienz zu fördern, benötigen Organisationen daher die Fähigkeit, ihre Strukturen an neue Umweltbedingungen anzupassen.
Strukturen können mechanistisch auf starken Formalismen basieren, wie beispielsweise einer strengen Bürokratie. Diese ist geeignet für stabile und sichere Umweltbedingungen und wenn die Aufgaben nicht zu komplex erscheinen. Auf der anderen Seite ermöglicht eine eher organische und flexible Organisation eine vergleichsweise schnelle Anpassung an neue, instabile und unsichere Umweltbedingungen. Auch wenn die Aufgabenkomplexität hoch ist, sind diese organischen Strukturen besonders effektiv.
Die resiliente Organisationsstruktur verstehen und gestalten
Adaptive und resiliente Systeme haben spezifische strukturelle und dynamische Eigenschaften. Es geht um die Fähigkeit eines Systems, nach einer Störung wieder in den Normalzustand zurückzukehren – dadurch auch angesichts turbulenter Veränderungen eine Toleranz gegenüber Störungen zu entwickeln. In der Vergangenheit sind Ansätze entwickelt worden, die besagen, dass es nötig ist, bisherige Strukturen aufzubrechen, um dynamisch reagieren bzw. um sich neu organisieren zu können: von der Desorganisation bis hin zum Erzeugen eines Chaos.
Der Mensch spielt mit seinem Handeln in diesem Zusammenhang eine sehr wichtige Rolle. Denn erst unsere grundsätzliche Haltung und das Mindset tragen dazu bei, dass mittlerweile der permanente Wandel in Organisationen nicht als Ausnahme, sondern als Regel wahrgenommen wird. Mehr noch: Stabilität wird als gefährlich angesehen. Zudem muss man bei Resilienz beachten, dass nur begrenzte Vorhersagekapazitäten existieren und das Verhalten eines solchen komplexen und dynamischen Systems nicht linear verläuft. Dies bezieht sich nicht nur auf plötzliche Störereignisse, sondern auch sich langsame und subtile Veränderungen wie beispielsweise Konsummuster über die Zeit.
Handlungsempfehlungen für ein resilientes Supply Chain Management
Unterbrechungen in der Lieferkette wirken sich auf den Gewinn aus sowie auch auf die Reputation eines Unternehmens. Das Management muss unter Unsicherheit engagiert und verantwortlich entscheiden können – und daher über einen angemessenen Umgang mit Komplexität und der Risikosteuerung verfügen. Es geht auch um Maßnahmen und planvolles Handeln im Sinne der „Business Continuity“, um Risiken und Unterbrechungen der betrieblichen Abläufe im Supply Chain Management minimieren zu können.
Transparenz und Integration entlang der Supply Chain bleibt eine der größten Herausforderungen für Unternehmen. Die Abstimmungsbedarfe zwischen Partnern steigen. Hier entstehen mitunter neue Anforderungen an den Informationsaustausch und die Zusammenarbeit mit vor- und nachgelagerten Partnern in der Lieferkette sowie funktionsübergreifende Teams. Dies wiederum erfordert die weitere Integration von Aktivitäten entlang der Wertschöpfungskette über die weitere Standardisierung und Vereinfachung von Prozessen und Schnittstellen, aber auch die Förderung einer Unternehmenskultur, die Resilienz-Management in der Supply Chain unterstützt.
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Letztlich geht um das richtige Maß an Flexibilität in der gesamten Wertschöpfungskette, um Störungen absorbieren und sich an notwendige Umweltveränderungen anpassen zu können.
Zum Autor
Thomas Hanke ist Professor für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Logistik an der FOM Hochschule für Oekonomie & Management. Er studierte Kommunikationswissenschaft mit einem Schwerpunkt auf betrieblichen Informations- und Wissensmanagementsystemen an der Universität Essen und promovierte anschließend am Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik der Produktionsunternehmen zum Dr. rer. pol. Es folgten Aufgaben in der Vertriebssteuerung einer Privatkundenbank sowie an der Universität Duisburg Essen als Leiter Forschungsmarketing sowie als Programmkoordinator für Nachhaltige Logistik und Internationale Programme am Zentrum für Logistik und Verkehr. Er war Mitglied der Geschäftsleitung eines Start-up-Inkubators und ist aktuell als Berater und Mentor in vielfältige Innovations- und Gründungsvorhaben eingebunden.
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