Transportmarkt 28.07.2020
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Zukunftstechnologien für die Logistik: Anwendungsfelder für Blockchain und Platooning

Technologie-Trend im Test: LKW fahren in einer Kolonne

Die Digitalisierung wirkt langfristig, global und ist allgegenwärtig. Der Logistiksektor ist in Bewegung und beschäftigt sich damit, wie man diesen Wandel proaktiv gestalten kann. Aus dieser Motivation entstanden und entstehen eine Vielzahl von Entwicklungen, manche davon vielleicht mehr Hype als echte Innovation. Alle beinhalten Ideen für neue Ansätze, wie die Digitalisierung als Werkzeug zu einer verbesserten Logistik beitragen könnte.

Einige dieser Technologien stecken noch in der „Anfangsphase“, andere zeigten in ersten Anwendungsfällen, dass sie Marktpotenzial haben. Das Interesse der Logistik an diesen Themen ist sehr hoch. Für die Branche steht die spannende Frage dahinter: Welche dieser Technologien wird das Potenzial haben, um Unternehmen für die Zukunft besser aufzustellen? Dies ist der Auftakt zu einer TIMOCOM Blog-Serie, in der wir einen Blick auf diese Zukunftsthemen werfen, diese anschaulich erklären und mögliche Anwendungsfelder aufzeigen. In diesem ersten Blogartikel erläutern wir, warum es nicht jede Zukunftstechnologie unmittelbar zur Marktreife schafft anhand von zwei Beispielen: Blockchain und Platooning.

Eine Technologie mit Zukunft: Blockchain für die Supply Chain

Die Blockchain-Technologie birgt die Möglichkeit, logistische Vorgänge über Unternehmensgrenzen hinweg nachvollziehbarer zu machen. Daten zum Transport werden sicherer und unveränderbar gespeichert in einer dezentralen Datenbank, die alle Transaktionen dokumentieren kann in den Bereichen Beschaffung, Produktion und Distribution. Ausgewählten Geschäftspartnern können diese Daten bereitgestellt werden – für mehr Transparenz in der kompletten Wertschöpfungskette. Einmal bereitgestellte Daten können nicht mehr verändert oder überschrieben werden. Für die Logistik bietet sich mit der Blockchain-Technologie ein sicheres Transaktionssystem. Das sind die positiven Effekte, die damit verknüpft werden.

Einsatz fand die Blockchain-Technologie für den Handel und Transport von Lebensmitteln. Das IT-Unternehmen IBM erstellte dazu eine Datenbank für die Lebensmittelindustrie, worin Informationen gesammelt werden, die Auskunft über die Qualität ihrer Güter geben. Vom Acker bis zum Supermarktregal kann temperatur- oder transportsensible Ware digital und automatisiert verfolgt werden. Durch die Blockchain-Technologie sind Informationen entlang der Supply Chain fälschungssicher für alle am Transportprozess Beteiligten einsehbar. So können auch Qualitätsstandards für Bio- oder Fairtrade-Lebensmittel datenbasiert unterstützt werden. Lebensmittel, die beispielsweise aus dem Handel gezogen werden müssen, können durch die dokumentierten Daten problemlos zurückverfolgt werden. Die Informationen zum Zeitpunkt der Ladung und Entladung der Ware sind dazu zentral gespeichert. Die Blockchain-Technologie punktet bei Hygiene- und Qualitätssicherung in der Supply Chain von Nahrungsmitteln.

Eine Implementierung der Technologie ist sicherlich auch für weitere Branchen möglich. Aufgrund der komplexen IT-Anforderungen, die hinter dem Einsatz der Blockchain-Technologie stehen, sind es bisher eher IT-Unternehmen, die Blockchain-basierte Dienstleistungen anbieten. Zur erfolgreichen Einführung auf dem Markt gehörte bei diesem Anwendungsbereich, dass die nötigen IT-Ressourcen vorhanden sein mussten, um Forschung und Entwicklung zu ermöglichen.

Nicht jede Technologie hat Zukunft: Warum Platooning „scheiterte“

Das LKW-Fahren in Kolonne, das sogenannte Platooning, ist eine weitere Zukunftstechnologie, die in der Theorie viele Vorteile hat. Sie bietet die Chance auf eine erhöhte Sicherheit in der Fahrweise und Einsparungen beim Kraftstoffverbrauch. Gleich zwei Probleme der Logistik könnten mit dieser Technologie innovativ gelöst werden. In der Theorie so einfach wie genial, stellte sich in der Praxis heraus, dass das teilautomatisierte Verfahren nicht funktionierte wie gewünscht.

Für das Platooning werden LKWs aufgereiht wie an einer Perlenkette und miteinander vernetzt. Am Anfang der Kolonne sitzt ein Fahrer auf dem Bock, die folgenden Fahrzeuge werden durch digitale Kommunikation miteinander verknüpft. Sie folgen dem Führungsfahrzeug autonom. Der Wunsch dahinter: Die LKW sollten im Idealfall eine autonome Fahrt auf der Autobahn absolvieren - ohne Intervention des Fahrers. Dieser sitzt zwar im Führungswagen, würde aber nur im Gefahrenfall eingreifen.

In ersten Tests wurden allerdings Sicherheitsbedenken laut. Außerdem zeigte sich, dass der Spareffekt beim Spritverbrauch der LKWs nicht annähernd so hoch war wie zunächst vorhergesagt. Die Machbarkeitsanalyse fiel für das Platooning ernüchternd aus. Das Unternehmen Daimler, beteiligt an einem dieser Testprojekte, entschied daraufhin, dass es zunächst keine weitere Forschung zum Platooning finanzieren wolle. Ebenso entschieden MAN und DB Schenker, die entlang der A9 zwischen München und Nürnberg umfangreiche Test durchführen ließen. Sie verkündeten nach dem Ende der Tests im Januar 2020 ihren Ausstieg aus der Forschung.

Fazit: An der Praxis kommt auch die Zukunft nicht vorbei

Der Markt verändert sich rasant. Unternehmen und technologische Entwicklungen müssen diese schnellen Veränderungen mitgehen (können). Einige der sogenannten Zukunftstechnologien reichen vielleicht gar nicht bis in die Zukunft, weil erste Anwendungen keine überzeugenden Resultate vorzeigen können. Der Praxistest ist entscheidend.

Nicht jede Innovation erreicht demnach unmittelbar Marktreife. Gründe dafür sind unter anderem, dass für eine flächendeckende Einführung technischer Neuerungen die passenden Marktanforderungen noch nicht gegeben sind. Teilweise liegt es daran, dass Sicherheits-, Kosten- und Zeitfragen nicht klar beantwortet werden können und daher der Nutzen technologischer Neuerungen angezweifelt wird.

Es gibt einige Technologie-Trends zur Digitalisierung in der Logistikbranche. In unserer Blogserie erklären wir diese Zukunftstechnologien und geben eine Einschätzung darüber, welche Chancen und Anwendungsfelder sich für die Logistik ergeben.

Im nächsten Teil gehen wir näher auf das Thema autonomes Fahren ein.

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