Transportmarkt 10.10.2024
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Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz: Was wir nach (fast) zwei Jahren gelernt haben

Interview mit Gunnar Gburek von TIMOCOM: Das Lieferkettensorgfaltsgesetz und seine Auswirkungen auf die Speditionsbranche

Gunnar Gburek Interview LkSG

Gunnar Gburek, der Unternehmenssprecher von TIMOCOM, spricht im Rahmen eines Interviews über das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) und dessen Bedeutung für Speditionsunternehmen.

Im Januar 2023 ist in Deutschland das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz in Kraft getreten. Es soll Menschenrechte in globalen Lieferketten schützen. Die komplizierte Umsetzung stört eingespielte Transportabläufe, die sich auch auf die Verbraucher auswirken. Gunnar Gburek von TIMOCOM spricht im Interview darüber, wie Unternehmen den Anforderungen gerecht werden können und ihre Prozess-Effizienz wahren. 

Herausforderungen für Spediteure
 

Das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) ist seit dem 1. Januar 2023 in Kraft. Wie wirkt sich das Gesetz konkret bisher auf die Spediteure aus?

In erster Linie betrifft das Gesetz Unternehmen mit mehr als 1000 Mitarbeitern. Die Mehrzahl der TIMOCOM Kunden beschäftigt jedoch weniger als 1000 Mitarbeiter. Aber: Die kleinen und mittleren Unternehmen werden von größeren Unternehmen beauftragt. Wenn in diesem Fall die größeren Auftraggeber sicherstellen müssen, dass alle Partner in der Lieferkette menschenrechtskonform handeln – dann geht es auch um die Dienstleister, die eigentlich nicht LkSG-pflichtig sind. 

Die Bürokratie, die dadurch entsteht, belastet die Unternehmen und kann letztendlich auch auf die Verbraucher zurückfallen.

Worin bestehen die großen Herausforderungen der LkSG?

Das Prüfen von Transportdienstleistern, die nicht LkSG-pflichtig sind, ist nicht nur kompliziert, sondern derzeit tatsächlich nicht möglich. Es gibt einfach keine richtige Regelung – und dennoch soll geprüft werden. Doch das einfache Überprüfen von Audits und Zertifizierungen reicht nicht aus. Zudem: Wie soll man das bei ausländischen Fahrern machen?

 

Obwohl TIMOCOM ein ausgeklügeltes Sicherheitsnetz bereitstellt, können auch Sie dazu beitragen, Ihre Sicherheit zu erhöhen. Zum Beispiel dadurch, dass Sie selbst die Augen offenhalten, wenn Sie mit neuen Geschäftspartnern zusammenarbeiten. Dazu haben wir Ihnen eine hilfreiche Checkliste zusammengestellt: 

 

Hilfreiche Tipps zur Einhaltung der LkSG-Compliance

Welche praktischen Schritte können Spediteure unternehmen, um den Anforderungen des LkSG gerecht zu werden?

Ein effektives Risikomanagement-System ist unerlässlich. Dazu gehört das Erkennen von Risiken in der Lieferkette und die Überprüfung der Compliance der Partnerunternehmen. Vorlagen und Checklisten sind dabei hilfreiche Werkzeuge, um die notwendigen Schritte systematisch abzuarbeiten. Eine  regelmäßige Kommunikation mit den Partnern ist ebenfalls entscheidend für Transparenz und Compliance.

Organisation des Risikomanagements
 

Wie sollten Spediteure das Risikomanagement für die LkSG-Compliance organisieren?

Ein effektives Risikomanagement beginnt mit einer Risikoanalyse. Hier geht es darum, potenzielle Schwachstellen in der Lieferkette zu erkennen. Außerdem sollten Spediteure regelmäßig Audits bei ihren Subunternehmern durchführen. Die Dokumentation der Vorgänge ist wichtig – denn sie dient als Nachweis, dass die gesetzlichen Anforderungen eingehalten werden. Es ist sinnvoll, Schulungen für das Personal anzubieten, um Bewusstsein für diese Themen zu schaffen.

 

Spezifische Pflichten
 

Welche spezifischen Pflichten haben Spediteure gemäß dem Lieferkettensorgfaltsgesetz?

Speditionsunternehmen mit mehr als 1000 Mitarbeitern sind vor allem dazu verpflichtet, menschenrechtliche Standards in ihrer gesamten Lieferkette regelmäßig zu überwachen. Das bedeutet, sie müssen sicherstellen, dass ihre Subunternehmer und Partner ebenfalls diesen Standards folgen. Zusätzlich müssen sie eine Beschwerdestelle einrichten und passende Abhilfemaßnahmen ergreifen, wenn es zu Auffälligkeiten kommt. 

Das LkSG ist zwar nicht nur eine Verantwortung für die großen Unternehmen, aber nur sie müssen Protokolle und Nachweise führen, um die gesetzlich geforderten Risikoabschätzungen vorzulegen. Eine Weitergabe dieser Aufgabe an Lieferanten und Subunternehmer ist nicht zulässig.

Tools und Best Practices
 

Gibt es bereits Best Practices oder Tools, die Spediteuren helfen können, ihre LkSG-Compliance zu gewährleisten?

Ja, es gibt verschiedene Softwarelösungen und Plattformen, die speziell für die Transport- und Logistikbranche entwickelt wurden. Diese bieten Vorlagen und Checklisten, die Spediteuren helfen, ihre Compliance-Strategien zu organisieren und zu überwachen. Ein effektives Tool kann die Dokumentation und Kommunikation mit Partnern erheblich erleichtern und somit die Einhaltung der Vorschriften vereinfachen.

Zukunftsperspektiven
 

Welche Zukunftsprognosen haben Sie für die Speditionsbranche unter dem Druck des LkSG?

Die Herausforderungen sind erheblich. Ein Gleichgewicht zwischen dem regulatorischen Druck und der praktischen Umsetzbarkeit muss gefunden werden. Der Markt darf nicht in ein Bürokratie-Monster verwandelt werden, das die Transportkosten erhöht und die Qualität der Dienstleistungen beeinträchtigt. Langfristig könnte dies auch die Flexibilität in der Nutzung des Spotmarktes einschränken, was gerade für viele Unternehmen, die auf kurzfristige Transportlösungen angewiesen sind, problematisch ist.

Ohne den Spotmarkt, wo kurzfristige Transporte an Subunternehmen vergeben werden können, kann der allgemeine Transportmarkt nicht funktionieren. Ansonsten werden die Verbraucher höhere Preise und eine geringere Produktvielfalt zu spüren bekommen.

 

Das hat auch die BAFA erkannt. In Zukunft soll die Vorgehensweise, wie das LkGS mit der Nutzung des Spotmarkts, und damit auch des Road Freight Marketplace von TIMOCOM, klarer definiert werden. Es wird entsprechende Handreichungen geben – und TIMOCOM wird ebenfalls darüber berichten und helfen, diese Handreichungen zu verbreiten. 

 

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Olga Polasik-Rüffer

Senior Marketing Communications Manager

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