Entscheidungshilfe: Kontraktlogistik hat Vor- und Nachteile
Wie Sie die optimale Balance zwischen Kontrolle, Flexibilität sowie Kosteneffizienz finden
In einer Welt wachsender Anforderungen an die Lieferkette stehen Unternehmen vor der grundlegenden Frage: Selbst machen oder auslagern? Die Kontraktlogistik bietet hier einen strategischen Ansatz, der immer mehr Beachtung findet. Doch was genau verbirgt sich hinter diesem Begriff? Welche Vor- und Nachteile bringt diese Form des Kontraktlogistik Outsourcings mit sich?
Allein die Kontraktlogistik in Deutschland erwirtschaftete im Jahr 2021 über 23 Milliarden Euro Umsatz. Für viele Unternehmen ist sie längst mehr als nur eine Option, sondern ein entscheidender Erfolgsfaktor im Wettbewerb. Doch passt dieses Modell auch zu Ihrem Geschäft?
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Was ist Kontraktlogistik?
Kontraktlogistik bezeichnet die langfristige Übernahme von logistischen Aufgaben durch einen spezialisierten externen Dienstleister. Dies geschieht auf Basis eines vertraglich festgelegten Rahmens. Die Kontraktlogistik-Aufgaben reichen dabei von der einfachen Lagerhaltung über das Kommissionieren, den Transport und die Distribution bis hin zu komplexen Prozessen, wie dem Betrieb ganzer Logistikzentren oder der Steuerung kompletter Supply Chains.
Die Vorteile der Kontraktlogistik
Fokussierung auf Kernkompetenzen
Einer der Hauptgründe für Unternehmen, auf Kontraktlogistik zu setzen, ist die Möglichkeit, sich auf ihre Kernkompetenzen zu konzentrieren. Ein Automobilhersteller kann sich beispielsweise stärker auf die Entwicklung und Produktion innovativer Fahrzeuge fokussieren, während der Logistikpartner die Materialversorgung der Produktionslinien übernimmt.
Kostentransparenz und Planungssicherheit
Durch feste Verträge über mehrere Jahre bietet die Kontraktlogistik eine hohe Planungssicherheit. Fixkosten werden in variable Kosten umgewandelt, die direkt an das Auftragsvolumen gekoppelt sind. Ein mittelständischer Onlinehändler kann so beispielsweise seine Logistikkosten präzise kalkulieren und vermeidet unerwartete Ausgaben für Lagererweiterungen oder Personalaufstockungen in Spitzenzeiten.
Zugang zu Spezialwissen und Technologie
Logistikdienstleister bringen spezialisiertes Know-how und moderne Technologien mit. Besonders im Bereich der industriellen Kontraktlogistik führt dies zu Effizienzsteigerungen, die ein Unternehmen allein kaum erreichen könnte. Der Einsatz von Warehouse-Management-Systemen, Automatisierungslösungen oder KI-gestützten Prognosewerkzeugen ist für spezialisierte Dienstleister selbstverständlich.
Größen- und Netzwerkvorteile
Kontraktlogistiker bündeln die Warenströme mehrerer Kunden und erzielen dadurch Skaleneffekte. Ein Kontraktlogistik Beispiel aus der Praxis: Ein Logistikdienstleister kann die Distribution für mehrere Konsumgüterhersteller kombinieren. Die Netzwerke großer Unternehmen ermöglichen zudem kürzere Lieferzeiten und eine höhere Flexibilität.
Flexibilität bei Kapazitätsschwankungen
Saisonale Spitzen stellen für viele Unternehmen eine Herausforderung dar. Ein Kontraktlogistiker kann durch sein breites Kundenportfolio Schwankungen besser ausgleichen. Der Spielwarenhersteller, der im Weihnachtsgeschäft dreimal so viel Lagerkapazität benötigt, profitiert zum Beispiel von den flexiblen Ressourcen seines Logistikpartners.
Die Nachteile der Kontraktlogistik
Kontrollverlust über Prozesse
Die Auslagerung logistischer Prozesse bringt zwangsläufig einen gewissen Kontrollverlust mit sich. Besonders bei kritischen Lieferketten kann dies problematisch sein. Ein Pharmaunternehmen mit hochsensiblen Produkten muss sicherstellen, dass der Dienstleister alle regulatorischen Anforderungen erfüllt und die Qualitätsstandards einhält.
Abhängigkeit vom Dienstleister
Langfristige Verträge schaffen Abhängigkeiten. Wenn der Dienstleister seine Leistungen nicht wie vereinbart erbringt oder in finanzielle Schwierigkeiten gerät, kann dies erhebliche Auswirkungen haben. Ein mittelständischer Maschinenbauer, der seine Ersatzteillogistik ausgelagert hat, steht bei Problemen des Dienstleisters vor großen Herausforderungen.
Aufwändiger Auswahlprozess
Der Prozess einer Kontraktlogistik-Ausschreibung ist komplex und bindet Ressourcen. Von der Anforderungsanalyse über die Erstellung des Lastenhefts bis zur finalen Auswahl können leicht 6 bis 12 Monate vergehen. Dieser Aufwand lohnt sich nur, wenn eine langfristige Partnerschaft angestrebt wird.
Herausforderungen bei der IT-Integration
Die Integration der Systeme und Prozesse zwischen Auftraggeber und Logistikdienstleister ist oft anspruchsvoller als erwartet. Unterschiedliche IT-Systeme, Datenformate und Prozessverständnisse führen zu Reibungsverlusten.
Kommunikationsaufwand
Der laufende Abstimmungsbedarf zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer sollte nicht unterschätzt werden. Regelmäßige Performancebesprechungen, Prozessanpassungen und Vertragsverhandlungen erfordern personelle Ressourcen auf beiden Seiten.
Für wen ist Kontraktlogistik geeignet und für wen nicht?
Die Entscheidung für oder gegen Kontraktlogistik hängt von verschiedenen Faktoren ab. Besonders geeignet ist sie für:
- Wachstumsunternehmen: Statt in eigene Logistikkapazitäten zu investieren, können Auftraggeber mit dem Dienstleister mitwachsen.
- Unternehmen mit komplexen Logistikanforderungen: Wenn spezielle Kompetenzen erforderlich sind, wie etwa im Bereich Gefahrguttransporte.
- International tätige Firmen: Kontraktlogistiker mit globalen Netzwerken können die Expansion in neue Märkte unterstützen.
Für wen ist Kontraktlogistik weniger geeignet?
- Firmen, bei denen Logistik-Kompetenz im Unternehmen vorhanden ist und die einen strategischen Wettbewerbsvorteil darstellt.
- Kostensensible Unternehmen profitieren bei Spotmarkt-Lösungen von aktuellen Marktpreisen, während Vertragskosten oft langfristig festgelegt sind.
- Unternehmen mit geringem Logistikvolumen, für die der Verwaltungsaufwand einer Kontraktlogistik-Partnerschaft unverhältnismäßig hoch wäre.
- Unternehmen mit hochsensiblen Produkten oder Daten, bei denen Kontrollverlust ein erhebliches Risiko darstellt.
Flexible Ergänzung: Die Rolle von Frachtenbörsen
Während Kontraktlogistik auf langfristige Partnerschaften setzt, bieten Frachtenbörsen eine flexible Ergänzung für kurzfristige Transportbedarfe. Besonders in der Anlaufphase einer Kontraktlogistik-Partnerschaft oder bei unvorhergesehenen Volumenschwankungen können Frachtenbörsen eine wichtige Brückenfunktion übernehmen.
Frachtenbörsen ermöglichen es Auftraggebern:
- Kurzfristige Transportengpässe zu überbrücken
- Marktpreise für verschiedene Routen und Ladungsarten transparent zu vergleichen
- Transportpartner für Spezialaufträge außerhalb des Kontraktlogistik-Rahmens zu finden
- Die Leistungsfähigkeit potenzieller Kontraktlogistik-Partner im Vorfeld zu testen
Eine Kombination aus langfristiger Kontraktlogistik für das Basisvolumen und dem gezielten Einsatz von Frachtenbörsen für Spitzenlasten kann eine kosteneffiziente Gesamtstrategie darstellen. Diese hybride Lösung verbindet Planungssicherheit mit maximaler Flexibilität.
Entscheidungshilfe: Kontraktlogistik, ja oder nein?
Die folgende Checkliste hilft bei der Entscheidungsfindung:
Analyse der logistischen Prozesse:
Welche Prozesse sind standardisierbar?
Wo liegen besondere Anforderungen vor?
Wie stark schwankt das Volumen?
Ehrliche Kompetenzbewertung:
Ist Logistik eine Kernkompetenz des Unternehmens?
Kann das Unternehmen mit den technologischen Entwicklungen Schritt halten?
Existiert das nötige Fachwissen im Unternehmen?
Erstellung einer Total-Cost-of-Ownership-Analyse:
Zu berücksichtigen sind nicht nur direkte Kosten, sondern auch indirekte Faktoren wie Kapazitätsauslastung, Innovationsfähigkeit und Risikomanagement.
Der Vergleich sollte langfristige Szenarien (5-7 Jahre) einbeziehen.
Prüfung potenzieller Dienstleister:
Haben sie Erfahrung in der relevanten Branche?
Verfügen sie über die nötigen Kapazitäten und Technologien?
Passt ihre Unternehmenskultur zur eigenen?
Kontraktlogistik muss zum Unternehmen passen
Kontraktlogistik bietet vielfältige Chancen, bringt aber auch Herausforderungen mit sich. Der Schlüssel zum Erfolg liegt in einer sorgfältigen Analyse der eigenen Anforderungen und einer strategischen Auswahl des passenden Partners. Nicht alles muss ausgelagert werden. Oft ist ein hybrider Ansatz sinnvoll, bei dem kritische Prozesse intern bleiben und standardisierte Aufgaben an einen Spezialisten übertragen werden.
Die Kombination aus langfristig angelegter Kontraktlogistik für Basisprozesse und flexiblen Lösungen wie Frachtenbörsen für Spitzenlasten stellt für viele Unternehmen den optimalen Weg dar. Diese Strategie vereint die Vorteile beider Welten: Planbarkeit und Kostentransparenz auf der einen, Flexibilität und Marktpreisvorteile auf der anderen Seite.
Die Entscheidung für oder gegen Kontraktlogistik ist keine Einbahnstraße. Mit der richtigen Vorbereitung und einem passenden Vertragswerk können Auftraggeber die Vorteile nutzen und die Risiken minimieren. Letztlich geht es darum, die optimale Balance zwischen Kontrolle, Flexibilität sowie Kosteneffizienz zu finden.
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Benedikt Stasch
Marketing Campaign Manager