Logistikwissen 14.01.2021
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Corona-Impflogistik als Mammutaufgabe für die Transportbranche

Corona-Impf-Logistik steht vor Herausforderung

Die wohl größte Impfkampagne der Geschichte ist bereits in vielen Ländern gestartet. Welche Herausforderungen ergeben sich nun für die Logistikbranche, vor allem in Europa? Einen Überblick sowie Handlungsempfehlungen für effizientere Lieferketten und Lagerstrategien erhalten Sie im folgenden Blogbeitrag.

Vielerorts wurden in Deutschland in den vergangenen Wochen und Monaten unter der Federführung des Gesundheitsministeriums bereits Impfzentren errichtet. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) basiert der Erfolg oder Misserfolg der kommenden Impfprogramme auf funktionalen, durchgängigen Lieferketten- und Logistiksystemen. Die Rolle der Lieferkette ist umfangreich. Einerseits müssen eine effektive Lagerung, Handhabung und Lagerverwaltung von Impfstoffen sichergestellt werden. Andererseits müssen die strengen Temperaturkontrollen in der Kühlkette durch Logistikmanagement-Informationssysteme gewährleistet sein. Das ultimative Ziel ist es, die ununterbrochene Verfügbarkeit von Qualitätsimpfstoffen vom Hersteller bis zur Leistungserbringung sicherzustellen. Doch die Aufgabe der Impflogistik geht weit über den Transport des Impfstoffs hinaus.

Inhaltsübersicht


Logistik der Impfdosen

Laut Aussage von Matthias Klumpp, Experte beim Fraunhofer-Institut für Materialfluss, im Gespräch mit der tagessschau, transportiert die Pharmalogistik typischerweise bei Temperaturen von bis zu -20 Grad. Eine große Herausforderung liegt bei den BioNTech-Impfstoffen in der besonderen Kühlung bei ca. -70 Grad. Bereits im Vorfeld müssen Spezialkühlschränke produziert und zeitkritisch ausgeliefert werden, um die Impfdosen überhaupt transportfähig zu machen. Binder aus Tuttlingen ist beispielsweise eines dieser Unternehmen, die bereits vor Wochen die Produktion ihrer Spezialkühlungen hochgefahren haben. Das Trockeneis, das für die passive Kühlung verwendet wird, muss in der Luftfahrt sogar als Gefahrengut transportiert werden. Herausfordernd ist im Speziellen, dass das Handling der Impfdosen besondere Schutzkleidung (PPE – Personal Protective Equipment) wie Handschuhe, Schutzbrillen, Kittel und weiteres Material erfordert. Dennoch besteht die Komplexität nicht nur im ersten Glied der Lieferkette. Das liegt u. a. daran, dass die Produktionsstandorte von Pfizer und BioNTech aktuell in Belgien, Mainz und Idar-Oberstein liegen, was die Transportwege hierzulade berechenbar macht. Zudem kann der Transport gänzlich durch den Straßengüterverkehr abgewickelt werden. Die Impfstoffe sind vom Fracht-Volumen her überschaubar, da sie relativ klein und leicht sind. Schwierigkeiten wird es voraussichtlich bei vielen Hilfsprodukten (Masken, Spritzen etc.) sowie den mannigfaltigen Prozessstrukturen entlang der Lieferkette bis zur letzten Meile geben. Qualitätskontrolle und Zoll sind bspw. ernstzunehmende Hürden, da bürokratische Strukturen die Prozesse verlangsamen und somit Störungen in der Lieferkette hervorrufen können. Länder außerhalb der EU oder Schengen werden mit dieser Situation zu kämpfen haben. Dies ist ein Grund, weshalb die britische Regierung bereits Anfang Dezember mit der Auslieferung und Immunisierung begonnen hat.


Logistik weiterer medizinischer Produkte

Wesentlich ist aber nicht nur die Lieferung des Wirkstoffs an sich. Um die Impfzentren medizinisch optimal aufzustellen, bedarf es größter logistischer Anstrengungen. Denn obwohl in Deutschland eine nationale Impfstrategie verfolgt wird, gibt es im Hinblick auf die dafür unabdingbare Impflogistik keine einheitlichen Richtlinien oder Szenarien, sondern nur individuelle Lösungswege einzelner Bundesländer. Für den Transport der Impfstoffe wurden zwar bereits Rahmenverträge mit den großen Playern der Logistikdienstleistungsbranche gemacht. Vielfältiges medizinisches Equipment wie Pflaster, Spritzen, Sicherheitskleidung und Masken muss jedoch zu jeder Zeit und an allen Standorten ausreichend vorhanden sein. Eine Chance für kleine und mittelständische Spezialunternehmen, die flexibel und schnell reagieren können und internationale Bestimmungen gut kennen.


Die sechs größten Herausforderungen der Impflogistik

Die Komplexität dieser Aufgabe lässt sich auf sechs Schlüsselfaktoren herunterbrechen.

1. Dienstleisterverfügbarkeit

Da Regierungsaufträge hochlukrativ sind, werden alle an der Impflogistik beteiligten Unternehmen ihre Kapazitäten massiv auf diese Aufträge ausrichten. Dadurch geraten andere Transportaufträge schnell ins Stocken. Kleine und mittelständische Unternehmen können und sollten aktiv werden und Aufträge abseits der Impflogistik übernehmen, damit nationale und internationale Lieferketten nicht unterbrochen werden.

2. Lagerung

Lagerkapazitäten werden durch das reine Plus an Lagerfläche, welches für die Pharmaindustrie gerade jetzt benötigt wird, schnell zum Flaschenhals. Zudem werden beteiligte Unternehmen ihre aktuellen Waren zwischenlagern müssen, um freie Laderäume und LKW auf Stand-by zu halten. Doch die wohl größte Schwierigkeit sind die langen Wege aufgrund einer Zentrallagerstrategie. So könnte die Materialverfügbarkeit von medizinnahen Produkten und Schutzkleidung schnell zu Problemen führen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis einzelne Impfzentren Nachschub an bspw. Masken benötigen. Nicht ungewöhnlich, dass das nächstgelegene Lager in einem anderen Land und somit außerhalb der Zuständigkeit oder Zertifizierung der Lieferanten liegt. Ideale Lückenschließer wären kleine und mittelständische Unternehmen, deren Kurier-, Express- und Paketdienste mit solchen Aufgaben vertraut sind. Ein alternativer und ebenso gangbarer Lösungsweg sind kleinere Zwischenlager an strategisch sinnvollen Orten.

3. Sicherheit

Sicherheit ist ein großes Thema, da allein die Impfstoffe hoch profitabel sind. Einerseits sollten laut Christian Specht, Geschäftsführer des European Institute for Pharma Logistics, bestehende Lösungen wie Telematiksysteme genutzt werden. Diese melden bspw., wenn LKW ungeplant von der Route abkommen. Noch wesentlicher ist allerdings ein streng geregelter Zugang zum Impflogistik-Markt, der schwarzen Schafen gar nicht erst die Möglichkeit zur Manipulation ermöglicht. Aufgrund des hohen Auftragsvolumens werden die kommenden Monate für viele Dienstleister finanziell attraktiv. Entsprechend werden auch neue oder branchenfremde Unternehmen versuchen, einen Teil des Kuchens zu beanspruchen. Hier ist es sinnvoll, auf bestehende Systeme und Strukturen zurückzugreifen, die entsprechende Track-Records, Zertifizierungen oder Equipment vorweisen können. Nur so können lange, aber dennoch elementare Akkreditierungsprozesse verkürzt und Sicherheitslücken im Vorfeld geschlossen werden.  

4. Masse und Dauer

Der große Umfang der flächendeckenden Immunisierung stellt die Logistik ebenfalls vor Herausforderungen. Die Pandemie ist kein saisonales Phänomen. Es wird Monate, vielleicht sogar Jahre dauern, bis alle Länder flächendeckend mit Impfstoffen und den vielen dazugehörigen medizinischen Produkten versorgt sind. Allein europaweit rechnet man mit rund 300 Millionen, weltweit mit 10 Milliarden Impfdosen. Eine Augen-zu-und-durch-Mentalität wird an dieser Stelle nicht zum Erfolg führen. Das gilt vor allem für medizinische Hilfsmittel, Schutzkleidung und Co, die wesentlich größere Volumen darstellen als die Impfdosen an sich.

5. Präzedenzfall-Problematik

Es gibt schlichtweg keine Vergleichsszenarien zu dieser bislang einmaligen Kraftanstrengung. Die vielen Strategien und Lösungswege wurden gänzlich am „grünen Tisch“ entwickelt. Die Erprobung erfolgt jedoch in der realen Welt. Früher oder später wird es hier zu Problemen oder Engpässen kommen, die heute noch keiner absehen kann. Entsprechend wichtig ist es, möglichst schnell resiliente Lieferketten aufzubauen, die sofort greifen, sobald sich Störungen abzeichnen.

6. Vertragskonstrukte

Vertragliche Umstände der beauftragten Konzerne könnten unter Umständen zu Engpässen in der Versorgung von bspw. Impfzentren führen. Hintergrund sind die bereits angesprochenen Rahmenverträge, die mitunter nur auf bestimmte Dienstleistungen ausgelegt sind. Weichen Anforderungen von einmal verabschiedeten Vertragskonstrukten ab, sind Anpassungen und Änderungen häufig sehr komplex und bürokratisch. Entsprechend sollten frühzeitig unabhängige Dienstleister eingeschaltet werden, um wichtige Ad-hoc-Anfragen zu übernehmen.


Wie TIMOCOM bei der Impflogistik helfen kann

Der Kampf gegen die Pandemie ist nur gemeinsam zu gewinnen. Die Verträge im Hinblick auf den Transport von Impfstoffen wurden zwar bereits geschlossen. Es wird aber einmal mehr Aufgabe des Mittelstands sein, den Erfolg zu sichern. Spätestens wenn beim Nachschub an Masken, Kitteln usw. zum Engpass kommt. Um diesen Herausforderungen zuvorzukommen, sollten sich Ämter, Impfzentren, Zentrallager, Hersteller und Zulieferer schon heute einem System anschließen, das zu jeder Zeit den Zugriff auf weitere Kapazitäten ermöglicht. Damit werden potenzielle Störungen in der Lieferkette schnellstmöglich beseitigt oder entstehen erst gar nicht.

Der TIMOCOM Marktplatz sowie die Lager- und Frachtenbörse sind exakt für die Anforderungen der kommenden Aufgabe ausgelegt. Hier werden schnell und zielführend genau die Hersteller und Dienstleister miteinander vernetzt, die kurzfristig Frachtraum benötigen oder bereitstellen können. Impfzentren, Bundesländer oder auch Hersteller von Schutzkleidung oder medizinischem Equipment können bspw. geschlossene Gruppen erstellen, in denen nur Transportdienstleister zugangsberechtigt sind, die entsprechende Zertifizierungen besitzen. So können in Echtzeit die Lieferanten angesprochen werden, die den jeweiligen Engpass am schnellsten schließen können.

Die Lagerbörse ist zudem eine der größten in Europa und kann optimal für Zwischenlagerungen oder freie Kapazitäten eingesetzt werden.

Als deutsches FreightTech-Unternehmen kümmert sich TIMOCOM im Hintergrund um alle relevanten Sicherheitsaspekte. So ist allein der Zugang zum TIMOCOM Marktplatz streng geregelt und unterliegt einem strikten Zulassungsprozess. Durch eine individuelle Prüfung und Qualifizierung jedes Neukunden wird ein gleichbleibend hoher Dienstleisterstandard innerhalb des Marktplatzes ermöglicht. Mit verschlüsselten SSL-Verbindungen, ISO-zertifizierten Rechenzentren „Hosted in Germany“ und modernsten IBM- und Oracle-Technologien ist Verlässlichkeit in turbulenten Zeiten sichergestellt. Schließlich kommt es bei den hoch sensiblen Daten und vielen beteiligten Partnern auch darauf an, dass Datenschutzrichtlinien eingehalten werden und Logistik-Systeme auch Stoß- oder Krisenphasen standhalten. Das TIMOCOM Sicherheitsnetz ermöglicht beides:  Performance und Sicherheit.

Gegenseitige Stärken nutzen ist das Motto der Stunde. Nur wenn alle Zahnräder der Lieferkette ineinandergreifen, ist diese Aufgabe zu bewältigen.


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