Dieselpreisschock: Auswirkungen auf die europäische Logistik
Transportpreise werden europaweit steigen
Weltweite Sanktionen und ein möglicher Importstopp für russisches Öl haben die internationalen Spritpreise auf den höchsten Stand seit 15 Jahren getrieben. Der Ausbruch des Krieges in der Ukraine betrifft vor allem die Menschen, doch auch die Wirtschaft. Wir betrachten im Blogartikel die Folgen für die europäische Logistik sowie die bisherigen Lösungsansätze, die ihnen entgegenwirken sollen.
Die aktuelle Situation
Der Benzin- und vor allem der Dieselpreis sind immens gestiegen. Über 50 Prozent der gesamten Logistik in Europa wird durch den Straßengüterverkehr abgewickelt, im Bereich der Binnenverkehre sogar über 70 Prozent. Der hohe Spritpreis setzt die vielen kleinen und Kleinstbetriebe enorm unter Druck.
Die Preistafeln an europäischen Tankstellen reichten zwischenzeitlich von 1,17 Euro bis 2,30 Euro für Diesel, in Deutschland sogar darüber hinaus. Hier und in anderen europäischen Ländern mit einer hohen Mehrwert- und Mineralölsteuer auf den Spritpreis, wurden bereits die Transportpreise um die gestiegene Differenz erhöht. Nur so kann in der Branche weiter kostendeckend gearbeitet werden. Die Transporteure und Speditionen aus weiteren Ländern Europas werden nachziehen. Denn auch sie müssen die gestiegenen Kosten kompensieren.
Trotz zwischenzeitlicher Anzeichen einer Erholung wird die Preisspirale laut Annahmen von Experten weiter nach oben gehen. In anderen europäischen Ländern ist die Situation bereits dramatischer:
Ungarn beispielsweise hatte bereits einen Benzinpreisdeckel, aktuell liegt der Einkaufspreis für Großhändler jedoch deutlich über dem maximalen Verkaufspreis. Folglich wurde deutlich weniger eingekauft und erste Tankstellen mussten schließen. Für ausländische Kunden und LKW über 3,5 Tonnen ist der Preis nun auf deutschem Niveau.
IT-Logistik-Lösungen unterstützen kurzfristige Kapazitätsplanung
Kurzfristig sind digitale Tools zur Optimierung der noch verfügbaren Transportkapazitäten eine Lösung, um der aktuellen wirtschaftlichen Situation in der Logistik zu begegnen.
Langfristige Ausschreibungen mit Transportvereinbarungen, die Monate oder Jahre gültig sind, sind in der aktuellen Situation schwer kalkulierbar oder nur mit erheblichen Risikoaufschlägen verhandelbar. Für verladende Unternehmen ist es daher aktuell wirtschaftlicher, auf dem Spotmarkt – auch kurzfristig – nach Frachtraum zu suchen. TIMOCOM bietet hier mit der Frachtenbörse die ideale Lösung.
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Gewerbediesel als Retter in der Not?
Eine Möglichkeit des Staates einzugreifen wäre die Einführung eines sogenannten Gewerbediesel, wie er in unterschiedlichen Ausprägungen bereits in Polen, Belgien, Frankreich, Italien, Kroatien, Slowenien und Spanien im Einsatz ist. Hierbei wird Fuhrunternehmen beispielsweise die Mineralölsteuer erstattet. Die Niederlande wird diesem Weg folgen und ab 1. April die Steuer um rund 21 % (entspricht rund 11 Cent pro Liter Diesel) senken.
Die Reduktion der Mehrwertsteuer steht ebenso zur Diskussion. Sie ist allerdings eher ein Instrument für Endverbraucher, nicht aber für Unternehmen und Gewerbetreibende, bei denen sie in der Regel ein durchlaufender Posten ist.
Der Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) sowie LKW-Fahrer und Transportunternehmen fordern die Bundesregierung zu einem schnellstmöglichen politischen Einlenken auf. Ansonsten drohe ein Versorgungskollaps. Welche Lösung letztlich greifen soll, bleibt abzuwarten. Bis dahin wird der Druck auf ein staatliches Eingreifen weiter zunehmen.
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