Hat sich der Fahrermangel durch Corona erledigt?
Über den LKW-Fahrer-Mangel wird seit Jahren gesprochen. Verschiedene Initiativen und Aktionen wurden gestartet, um junge Menschen auf den Fahrerberuf aufmerksam zu machen und zu werben. Mit mäßigem Erfolg. Anfang März 2020 – noch vor der weltweiten Coronakrise – hat die International Road Transport Union (IRU) prophezeit, dass sich der Fahrermangel in Europa 2020 weiter verschärfen werde.
Fehlten den Unternehmen der IRU-Erhebung zufolge im vergangenen Jahr rund 23 Prozent der gesuchten qualifizierten Fahrer, rechnet der Weltdachverband der Straßentransportwirtschaft für dieses Jahr sogar mit einer Lücke von 36 Prozent. Zwar treffe dies die EU-Mitgliedsstaaten Polen und Rumänien besonders stark, aber auch in Deutschland sind die Situation und die Aussicht auf Besserung alles andere als gut. Laut Aussage der Initiative FairTruck vor Ausbruch der Corona-Pandemie herrsche ein Bedarf bis 2022 an 150.000 zusätzlichen Berufskraftfahrer*innen.
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Frustration statt Passion: Spurensuche zum Fahrermangel
Bei den Branchenverbänden und Transportunternehmen schrillen schon seit langem die Alarmglocken. Jährlich gehen Tausende von Fahrern in Rente, ausreichend Nachwuchs ist nicht in Sicht. Der Arbeitsmarkt ist wie leergefegt. Viele junge Menschen wollen nicht mehr Berufskraftfahrer werden. Das Image der Trucker hat in den vergangenen Jahren gelitten, ebenso haben sich zum Teil die Arbeitsbedingungen verschlechtert. Die Abenteuerromantik, wie sie einst Manfred Krug und Rüdiger Kirschstein in der legendären TV-Serie „Auf Achse“ vermittelten, ist lange vorbei. Berufskraftfahrer aus purer Leidenschaft zu werden – das war einmal. Gründe dafür gibt es viele: Die Trucker leiden unter anderem nach wie vor unter mangelnder Wertschätzung und zu niedriger Entlohnung. Die IRU sieht auch ein Problem in der geringen Frauenquote und damit einhergehend beim Thema fehlende sichere Rast- und Parkplätze.
Schlechte Arbeitsbedingungen, kaum Wertschätzung: Hauptgründe des Fahrermangels
Jüngst zeigte sich, dass sich gerade LKW-Fahrer während der Coronakrise als Helden des Alltags und systemrelevant erwiesen haben, ohne die eine Versorgung der Bevölkerung überhaupt nicht möglich ist. Trotzdem spitzte sich ihre Lage weiter zu, vor allem während des ersten Lockdowns in Deutschland.
Mangel an Respekt und Wertschätzung
Vorübergehende Schließungen von Raststätten und Autohöfen, keine Möglichkeit in Pausen oder im Feierabend Essen zu kaufen oder sanitären Anlagen zu nutzen: Unfassbare Zustände gegenüber den Helden des Alltags. Branchenverbände und Unternehmen haben mit ihren Protesten schnell erreicht, dass für die Fahrer die Stationen an den Autobahnen wieder geöffnet wurden. Eine Grundversorgung war damit zumindest gewährleistet. Doch die Einhaltung der Hygienestandards bei den sanitären Anlagen lässt den Aussagen vieler Fernfahrer zufolge sehr zu wünschen übrig.
Keine guten Hygienestandards an Rampen
Die Situation an den Be- und Entladestellen ist teilweise immer noch unsäglich, darauf macht der Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) aufmerksam. #LogistikHilft ist eine gemeinsame Initiative des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI), des Bundesverbandes Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL), der Logistics Alliance Germany (LAG), des Fraunhofer IML und des gemeinnützigen Vereins DocStop. Zusammen mit weiteren Unterstützern setzen sie sich unter anderem dafür ein, dass an den Rampen Sanitärcontainer aufgestellt und die Fahrer mit Gesichtsmasken und Desinfektionsmitteln sowie weiteren Hygieneartikeln versorgt werden.
Außerdem hat der BGL bereits 2019 den Förderverein PROFI ins Leben gerufen, der für ein besseres Branchenimage der Logistik im Allgemeinen und der LKW-Fahrer im Speziellen eintreten wird. Er will erreichen, dass die Ausbildungsbedingungen verbessert werden, um diesen systemrelevanten Beruf für junge Leute wieder attraktiver zu machen.
Lösungen gegen den Fahrermangel: Neue Chancen nach der Krise?
Was passiert, wenn die Wirtschaft wieder hochfährt? Der Bedarf an qualifizierten Fahrern könnte mit dem Exit aus dem Corona-Shutdown europaweit wieder sukzessive ansteigen. Die negativen Auswirkungen des Shutdowns auf Transportunternehmen, die ihre Kapazitäten reduzieren mussten, wird die Wirtschaft dann schmerzlich zu spüren bekommen. Dies kann sich auch auf die Transportpreise auswirken, wenn Unternehmen für ihre Fracht nicht genügend freier Laderaum zur Verfügung steht. Die Nachfrage an Fahrpersonal könnte folglich steigen. Neue Chancen im Kampf gegen den Fahrermangel? Dafür müssen jetzt die Weichen gestellt werden, damit es zu keinen Engpässen an Transportkapazitäten im Straßengüterverkehr kommt.
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